BIM im Gerüstbau braucht offene Kooperation

Building Information Modeling

BIM, Digitalisierung oder Internet der Dinge: Wieviel bisher auch immer darüber geschrieben wurde, bei den Roh- und Ausbaugewerken haben diese Themen nach Einschätzung von Peri vor allem für Verunsicherung gesorgt. Was nicht verwunderlich sei, da selten bis gar nicht über die Voraus-setzungen, Mittel und Wege gesprochen werde, die Bau-unternehmen und Bauhandwerker den Schritt in die neue digitale Bauwirklichkeit erleichtern könnten.

BIM – fortwährend neue technische Lösungen

Alle – ob Architekt, Planer, Bauunternehmer oder Bauhandwerker – hätten mit dem wie, was und wann der Umsetzung zu kämpfen, so Peri. Tatsächlich sei es so, dass durch die Entwicklung und Vernetzung von PC, Tablet, Software, Internet und Sensortechnik fortwährend neue technische Lösungen entstünden, die aus Daten und Informationen immer schneller anwendbares Wissen bilden. Wissen, dass für die Führung und Verwaltung eines Betriebes ebenso gut genutzt werden kann wie für die Planung und Ausführung von Gerüstbauleistungen.

Die treibende Kraft hinter der Digitalisierung des Bauens ist der Bauherr. Dafür muss man nicht nur an die bundesweit bekannten Kostengräber wie Stuttgart 21 oder Flughafen Berlin denken, es reichen bereits die neuesten Zahlen des Bauherren-Schutzbund e. V. zu den Qualitätsmängeln im Neubau. Deren Studie aus dem vergangenen Jahr stellt fest, dass bei 100 Neubau-Ein- und Zweifamilienhäusern im Durchschnitt 29 Baumängel – oft mit hohem Schadenspotenzial – entdeckt werden. Die Ursachen der Fehler liegen oft vor Baubeginn. Heißt: In 99 % der Fälle haben wichtige Planungsunterlagen und technische Nachweise gefehlt, ohne die eine Umsetzung und Überprüfung der vereinbarten Bauleistungen stark eingeschränkt ist. Genau an dieser Stelle kommt die bauteilbezogene Methode BIM (Building Information Modeling) ins Spiel. Diese IT-basierte Bauplanungs- und Bauausführungsmethode soll dafür sorgen, dass die vom Bauherrn vorgegebene Kosten-, Zeit- und Qualitätsziele (das sogenannte Bau-Soll) in der Umsetzung durch die Architekten, Fachplaner, Bauunternehmen und Roh- und Ausbaugewerke am Ende möglichst 1:1 (das sogenannte Bau-Ist) erfüllt werden. Für die Baubeteiligten bedeutet dies: Eine völlig neue für alle transparente Zusammenarbeit, wird auf absehbare Zeit zur Pflicht werden.

Diese Anforderungen von BIM sind nur zu erfüllen, wenn die Baubranche als Ganzes die nötigen Voraussetzungen schafft. Drei zentrale Bausteine bilden dabei die Basis von BIM:

  • die Bauherren-Anforderungen (Auftraggeber Informationsanforderungen = AIA),
  • der BIM-Abwicklungsplan (Datenmodell/Datenaustausch/Prozesse und Akteure),
  • und das digitale 3D-Bauwerksmodell angereichert mit allen projektrelevanten Informationen.

Leistungen der 76 verschiedenen Hochbau-Gewerke abgebildet

Dieses digitale 3D-Bauwerksmodell ist das Ergebnis aus Architektur-, Tragwerks- und Gebäudetechnikmodell, in dem die Leistungen der 76 verschiedenen Hochbau-Gewerke abgebildet sind. Deshalb benötigt künftig jedes dieser Gewerke ein ausführungsbezogenes Fachmodell, das vorgibt, welche Menge und Art von Information zu bestimmten Zeitpunkten im Ablauf eines BIM-Projektes erforderlich sind. Hierzu gibt es als Vorbild das BIM Fachmodell „Schalungstechnik“ – ein Teilmodell des Tragwerksmodells. Im Juli 2017 wurde dieses Fachmodell als Richtlinie des Güteschutzverband Betonschalungen Europa e. V. (GSV) veröffentlicht, an dem führende Bauunternehmen, der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein e. V., Softwarehersteller, das Institut für Baubetrieb der TU Darmstadt und alle namhaften Schalungshersteller im deutschen Markt beteiligten waren.

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Peri erkennt die Chancen von BIM für den Gerüstbau. Was nach Ansicht des Unternehmens zum Gelingen der Methode beiträgt, ist eine offene Kommunikation.

Vorbild für die Gerüstbaubranche

Dieses kooperative, offene Vorgehen der Schalungshersteller untereinander sollte auch Vorbild für die Gerüstbaubranche sein. Auch hier wäre eine Kooperation zwischen allen Gerüstbaubeteiligten wichtig und richtig, die sowohl die Verbände, die Hersteller und Softwareanbieter als auch die Aus- und Weiterbildungsstätten umfasst. So könnte jeder Gerüstbaubetrieb – unabhängig vom Hersteller seines Materiales und seiner BIM-fähigen Software – die von seinem Gewerk benötigten Informationen „standardisiert“ für ein BIM-Projekt zur Verfügung stellen. Zumal es reichlich Betriebe gibt, die ihr Gerüstmaterial von unterschiedlichen Herstellern beziehen.

Die zentrale Idee für den Informationsaustausch und die Kommunikation zwischen allen Baubeteiligten sind offene Standards, wie sie „Open Bim“ vorsieht. Heute herstellerabhängige Sonderwege anzubieten, die vorgeben für bestimmte Gewerke sei eine ganz spezielle Software-Lösung nötig, ist nicht zielführend. Denn alle Vorgaben für die digitale Gerüstplanung liegen bei BIM bereits im 3D-Architekturmodell vor, in dem sowohl das Fassaden- und Raummodell enthalten ist als auch das Rohbau-, Ausbau- und Bestandsmodell. Zudem greifen alle Gerüsthersteller für ihre Planungssoftware auf die heute marktgängigen Softwarelösungen zurück. Das gilt vor allem für die CAD-Programme zur 3D-Planung, die Peri seinen Kunden schon seit Mitte der 1990er Jahre als Dienstleistungen (später auch als Software) anbietet. Entscheidend für den Gerüstbauer sind die Darstellungs- und Bemessungsfunktionen seiner Softwarelösung, um die unterschiedlichen Arten der Verwendung, Ausbildung, Ausführung oder Tragsysteme von Gerüsten abbilden und berechnen zu können. Auf dieser Basis können die sogenannten BIM-Anwendungen durchgeführt werden: Von der geometrischen Kollisionsprüfung, der Erzeugung von Material- und Stücklisten über die Verbesserung der Bauabläufe durch dreidimensionale Visualisierungen und animierte Ablaufsimulationen bis hin zur Übertragung auf herkömmliche 2D-Plandarstellungen für Fachplaner und Bauunternehmer.

Verschiedenen Stadien innerhalb der Planungs- und Baupraxis

Die bislang im Bauwesen üblichen Arbeitsprozesse werden durch BIM wesentlich verändert. Konkret: Alle beteiligten Personen müssen hinter der gemeinschaftlichen Arbeitsweise stehen, die Dokumentations- und Kommunikationstechnologie beherrschen und die Prozesse und Standards kennen. Vor allem die Unternehmen, die das Bauwerk umsetzen sollen, stehen vor dem Problem, dass die Digitalisierung von ihnen Investitionen in Tools und Technologien verlangt, deren Eignung und Wirtschaftlichkeit noch nicht eindeutig abzuschätzen sind. Genau an dieser Stelle setzt Peri nach eigenen Angaben mit seinem umfangreichen Engineering und digitalen Services an. Oft befänden sich Kunden noch im Anfangsstadium, in dem sie begrenzt auf die eigene Organisation erste Schritte unternehmen, um interne Prozesse und Technologien in Richtung BIM zu ertüchtigen. Ebenfalls häufig treffe Peri Bauprojekte an, in denen bereits mehrere Baubeteiligte ihre bestehenden BIM-Kompetenzen, für den koordinierten Austausch der jeweiligen Fachmodelle nutzen. Der seltenste Fall ist aber das kollaborative BIM, in dem alle Baubeteiligten auf einer zentralen, einheitlichen Projektmanagement-Struktur einen konsistenten Kommunikations- und Informationsaustausch bedienen. Für diese verschiedenen Stadien innerhalb der Planungs- und Baupraxis hält Peri ein flexibles Programm aus Dienstleistungen, Softwarelösungen, offenen Bauteilbibliotheken und Schulungen vor.

 

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