Effizienz und Sicherheit in Einklang bringen

Scafom-rux

Das Thema Sicherheit beherrscht aktuell die Diskussion im Gerüstbau. Für Scafom-rux ist es jedoch nur ein Teil dessen, was das Unternehmen unter einem „Gerüstbau mit Vernunft“ versteht. Was sich dahinter verbirgt, darüber sprach die Allgemeine Bauzeitung (ABZ) mit Volker Rux, Geschäftsführer der Rux GmbH, Marco Hiby, Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung, und Michael Nordmeier, Technischer Leiter der Rux GmbH. Die Fragen stellte ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann.

ABZ: Herr Rux, die Gerüstbaubranche boomt. Die Auftragsbücher sind auf Hersteller- und Anwenderseite gut gefüllt, die Nachfrage hält unvermindert auf hohem Niveau an und nun steht die bauma in München an. Welche Trends zeichnen sich aus Sicht Ihres Unternehmens ab und wie sind Sie darauf vorbereitet?

Rux: Auch Scafom-rux Deutschland konnte in den letzten Jahren und vor allem 2018 starke Wachstumszahlen verzeichnen. Aber so erfreulich es ist, jedes Jahr Umsatzzuwächse zu haben, so wichtig ist es, in allen Unternehmensteilen mitzuwachsen. Produktion, Logistik und Administration immer wieder nach oben anzupassen, ohne dabei die Risiken, die damit verbunden sind, aus dem Auge zu verlieren, ist die große Herausforderung jeder Wachstumsphase. Und trotz der anhaltenden Nachfrage nach etablierten Systemen und bestehenden Produkten dürfen wir den technischen Fortschritt und die Innovation nicht vernachlässigen.

ABZ: Also setzt sich der positive Trend Ihrer Meinung nach 2019 fort?

Hiby: Alle Anzeichen sprechen dafür. Ein wichtiges Indiz ist die weiterhin gute Auftragslage unserer Systemkunden. Natürlich gibt es aktuell einige Faktoren, die die positive Entwicklung beeinträchtigen können, wirtschaftliche und auch politische. Aber ebenso gibt es gerade auch von politischer Seite Signale, die sich positiv auf unsere Branche auswirken werden, wenn sie denn realisiert werden.

ABZ: Woran denken Sie dabei?

Hiby: In erste Linie denke ich da an zwei große Themen. Das sind einerseits die staatlichen Investitionen in öffentliche Einrichtungen und die Infrastruktur, andererseits die Diskussion über günstigen Wohnraum und generell der Nachholbedarf im Wohnungsbau. Beide Bereiche sind unmittelbar mit großem Bedarf an Gerüstbaudienstleistungen verbunden. Allerdings möchten wir auch nicht verschweigen, dass unsere Kunden aktuell mit einem Problem zu kämpfen haben, dass man aus vielen Branchen kennt: Es fehlen geeignete Arbeits- und Nachwuchskräfte. Das ist ein Thema, dem wir als System-Entwickler Rechnung tragen müssen.

ABZ: Sie haben zu Anfang die Wichtigkeit von Innovationen betont. Können Sie hierzu noch etwas Genaueres sagen?

Nordmeier: Wir wissen alle, dass der Innovationsspielraum bei unseren etablierten Gerüstsystemen marginal ist. Wir – und damit meine ich alle Lieferanten – bieten mehr oder weniger ausgereifte Fassaden- und Modulgerüste an. Der Fokus in diesem Bereich liegt hier auf Entwicklungen von Detaillösungen, die – systemgebunden oder auch systemfrei – die bestehenden Systeme verbessern. Hier kommt unser Motto „Smart Details – Great Solutions“ so richtig zur Geltung. Solche Weiterentwicklungen wird es immer geben, so lange ein Gerüstsystem existiert. Ich könnte Ihnen zahlreiche Beispiele hierfür nennen, aber ich denke, es würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Für unsere Entwicklungsabteilung spielt mittlerweile ein ganz anderes Thema eine sehr wichtige Rolle: Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, Systeme und Produkte zu entwickeln, die nicht nur Ressourcen schonen, sondern in erheblichem Maße auch die vorhandenen Materialbestände unserer Kunden. Ziel ist es, diese mehreren Verwendungszwecken und damit einem wesentlich höheren Auslastungsgrad zuzuführen.

ABZ: Ein sehr ambitioniertes Ziel. Können Sie uns dafür ein Beispiel nennen?

Nordmeier: Auf der bauma 2016 haben wir das innovative Moduldach Multi-Roof vorgestellt. Aus Modulgerüst-Elementen, die der Gerüstbauer ohnehin im Bestand hat, kann er mit wenigen Zusatzkomponenten hochleistungsfähige Überdachungen konstruieren. Die Systeme Scaffguard und Scaffplank sind weitere Beispiele für unseren Nachhaltigkeitsgedanken. Der Investitionsaufwand ist für unsere Kunden überschaubar, was gleichzeitig seine Lagerkapazität schont und den Verwaltungsaufwand reduziert.

ABZ: Aber dadurch verkaufen Sie weniger – ist das nicht ein Nachteil für Sie?

Nordmeier: Langfristig kann es uns als Lieferant nur gutgehen, wenn es unseren Kunden gut geht. Das heißt, wenn wir unseren Kunden zu wirtschaftlich sinnvollen Lösungen verhelfen, dann entwickeln wir solvente Anwender und solide, langfristige Partnerschaften. Eine absolute Win-Win-Situation. Das spielt uns auch stark für unsere Produktstrategie für 2019 und folgende in die Karten.

Michael Nordmeier stellt sich Fragen zur TRBS und zu Lösungen, die scafom-rux zu diesem Thema bietet

Michael Nordmeier stellt sich Fragen zur TRBS und zu Lösungen, die scafom-rux zu diesem Thema bietet

ABZ: Das hört sich spannend an, was verbirgt sich dahinter?

Nordmeier: Ich sage es mal kurz: Gerüstbau mit Vernunft. Auch wenn wir unseren roten Faden in der Produktentwicklung nicht aus den Augen verlieren wollen, so gibt es doch Strömungen, die unsere Aktivitäten von außen beeinflussen. Damit meine ich die aktuelle Sicherheitsdiskussion in Deutschland und Europa. Gerüstbau mit Vernunft bedeutet für mich und mein Team deshalb: Sicheres Arbeiten mit einem Maximum an Produktivität.

ABZ: Mit der Sicherheitsdiskussion in Deutschland meinen Sie die neue TRBS?

Nordmeier: Genau. Es steht für uns absolut außer Frage, dass die körperliche Unversehrtheit der Gerüstbauer höchste Priorität haben muss. Und nicht nur die der Gerüstbauer, sondern die aller beteiligten Personen: Handwerker, Gerüstnutzer, Passanten usw. Dieses Ziel, die Sicherheit von Menschen in Einklang zu bringen mit der größtmöglichen Effizienz bei der Gerüsterstellung, ist die Herausforderung der nächsten Jahre. Es ist keinem damit geholfen, wenn die Einhaltung von höchsten Sicherheitsstandards dazu führt, dass die Gerüstbauer nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können. Mit diesem Problem wollen und dürfen wir sie nicht allein lassen.

ABZ: Wie gehen Sie dabei vor?

Nordmeier: Indem wir unseren Kunden Problemlösungen anbieten, mit den sie – salopp gesagt – drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Diese Lösungen müssen erstens wirtschaftlich, also profitabel für den Kunden sein. Sie müssen zweitens dem Sicherheitsaspekt der TRBS entsprechen und drittens dem oben genannten Nachhaltigkeitsgedanken entsprechen. Das meine ich, wenn wir von Gerüstbau mit Vernunft sprechen. Dabei möchte ich noch einen ganz wichtigen Aspekt betonen. Seit Jahren beziehen wir unsere Kunden in die Neuentwicklungen mit ein. Wir sagen immer, der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Was nutzt es uns oder auch unseren Kunden, wenn wir uns vermeintlich tolle Lösungen überlegen, die anschließend nicht vom Markt adaptiert werden? Somit vermeiden wir teure Fehlentwicklungen und können das anbieten, was die Anwender wirklich brauchen. Solche Lösungen werden wir übrigens auch auf der bauma präsentieren.

ABZ: Heißt das, die TRBS wird auf der bauma das beherrschende Thema?

Nordmeier: Ja und nein. Wie Marco Hiby eben erwähnte, ist der Mangel an qualifiziertem Personal ein großes Problem unserer Kunden. Knappe Ressourcen müssen geschont werden. Das heißt, die Gerüstbauer müssen mit der vorhandenen Ressource Mensch so effizient wie möglich umgehen. Dieses Ziel unterstützen wir z. B. durch die Entwicklung leichter und ergonomischer Bauteile und sinnvoller Hilfsmittel. Dem müssen wir bei unserer Produktstrategie ebenso Rechnung tragen wie der TRBS. Hier denke ich z. B. an die vorlaufende Sicherung der Montageebene, die Erfüllung schärferer Bestimmungen bei vorgebauten Treppenaufgängen oder die erweiterte Dokumentationspflicht.

ABZ: Das klingt nach der berühmten Quadratur des Kreises. Welche Ideen gibt es konkret zur bauma?

Hiby: Da möchte ich Ihnen z. B. das modifizierte Montage-Sicherheitsgeländer, kurz MSG, nennen. In der neuen Version ist das MSG extrem leicht und dabei einfach konstruiert. Es wird eine Ausführung für Fassadengerüste und eine für Modulgerüste geben. Das ist so ein typisches Produkt, wo wir eine Symbiose aus TRBS-Konformität, Produktivität und Arbeitsergonomie erreichen. Mit dem neuen Sicherungs-Geländer lösen wir dieses Problem auch, allerdings auf eine völlig andere Art und Weise. Hier handelt es sich um ein komplettes Bauteil, das bereits beide Seitengeländer und das Bordbrett für die nächste Etage integriert hat.

Bei einer weiteren Neuheit, die sich mit dem Thema „Schonung der Personalressourcen“ befasst, geht es um den horizontalen und vertikalen Materialtransport im Gerüst. Zusammen mit unserem Partner Kewazo werden wir eine Lösung vorstellen, die es ermöglicht, Material zu jeder Zeit am richtigen Ort bereitzustellen. Auch wenn diese Lösung noch nicht serienreif ist, wird es allemal Zeit, um mit den Profis der Branche dazu ins Gespräch zu kommen und erste Feedbacks zu erhalten.

Dann gibt es bei uns Überlegungen, den Grundgedanken des Einsatzes von Exoskeletten auf unsere Branche zu übertragen. Hierzu werden wir ebenfalls erste Lösungsansätze auf der bauma vorstellen.

ABZ: Das klingt recht futuristisch . . .

Rux: Wie bereits vorhin erwähnt, sind die Innovationsmöglichkeiten bei den bestehenden Gerüstsystemen marginal. Natürlich werden wir auch hierzu in München etwas zeigen. Aber unser großes Thema zur bauma ist: Schonung der Personalressource, intelligente Logistiklösungen, sicheres Arbeiten mit einem Maximum an Produktivität. Da wird natürlich einiges dabei sein, was Querdenken erfordert und wie Gerüstbau 2.0 anmutet.

Ich darf Ihnen versichern, dass wir in einem Jahr zum Hagener Gerüstforum viele der zur bauma vorgestellten Ideen in Serienreife präsentieren werden. Die bauma ist eine ganz wichtige Gelegenheit, um für unsere Ideen Feedbacks, Aussagen zur Marktakzeptanz und Anregungen zu bekommen.

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