Gerüstklassen

Verschiedene Arbeitsbereiche und -vorgänge gehen mit unterschiedlichen Anforderungen an ein Gerüst einher.

Zur Vereinheitlichung von Baugerüsten wurden deren Abmessungen eine Zeit lang nach DIN 4420 – 1 1990-12 in sechs verschiedene Gerüstgruppen kategorisiert.

Mit Einführung der DIN EN 12811 „Temporäre Konstruktionen für Bauwerke – Teil 1“ wurde diese Unterteilung noch einmal aufgebrochen und in Breiten-, Höhen und Lastklassen gegliedert. Dabei lassen sich die drei Faktorgrößen in der Theorie beliebig miteinander kombinieren1.

Breitenklassen

Die DIN EN 12811-1 sieht sieben verschiedene Breitenklassen vor. Die Breite von Gerüstanlagen wird im Bereich von 0,60 bis 2,40 Metern eingeordnet. Mit eingeschlossen ist dabei auch das Bordbrett des Gerüstes, dessen Dicke 30 Millimeter nicht überschreiten darf.

Breitenklassen und Abmessungen

Breitenklasse Gerüstbreiten in m
W 06 0,6 m bis 0,89 m
W 09 0,9 m bis 1,19 m
W 1,2 1,2 m bis 1,49 m
W 1,5 1,5 m bis 1,79 m
W 1,8 1,8 m bis 2,19 m
W 2,1 2,1 m bis 2,39 m
W 2,4 ab 2,4 m

Höhenklassen

Nach DIN EN 12811-1 werden zwei verschiedene Höhenklassen unterschieden. Entscheidendes Maß ist dabei die lichte Schulterhöhe zwischen den Gerüstlagen und Querriegeln oder Gerüstgehaltern. Beträgt diese weniger als 1,90 Meter, handelt es sich um Höhenklasse H1. Bei mehr als 1,90 Meter gilt entsprechend Höhenklasse H2.

In Deutschland werden im Normalfall nur Systemgerüste der Höhenklasse H1 eingesetzt.

Höhenklasse und lichte Höhen

lichte Höhen
Höhenklasse zwischen Gerüstlagen h3 zwischen Gerüstlagen und Querriegeln/Gerüsthaltern h1a und h1b Schulterhöhe h2
H1 ≥ 1,90 m ≥ 1,75 m < 1,90 m ≥ 1.60 m
H2 ≥ 1,90 m ≥ 1,90 m ≥ 1,75 m

Lastklassen

Bei der Wahl eines geeigneten Gerüstes ist auch die maximal zulässige Traglast ein entscheidendes Kriterium. Insgesamt existieren sechs verschiedene Lastklassen.

Wird eine Gerüstlage auch zum Transport und der Lagerung von Material größerer Mengen eingesetzt, bedarf es der Klassen 4-6, die zudem über eine Mindestbreite der Klasse W 09 verfügen müssen.

Die theoretische, freie Kombinierbarkeit der drei Faktoren Breite, Höhe und Last wird somit aufgehoben. Dies hat sicherheitsrelevante Gründe, da bei Lagerung von Baumaterial ein minimaler Durchgangsbereich von 0,2 Metern gewährleistet sein muss. Dies ist mit Klasse W 06 meist nicht gegeben.

Zudem müssen Systemgerüste der Lastklassen 4-6 einer zusätzlichen Teilflächenlast q2 standhalten. Auf welchen Anteil der Gesamtfläche die Teilflächenlast einwirkt, bestimmt dabei der Teilflächenfaktor ap.

Übersicht der Lastklassen

Lastklasse Gleichmäßig verteilte Last q1 in kN/m² Konzentrierte Last F1 auf einer Fläche von 500x500mm Konzentrierte Last F2 auf einer Fläche von 200x200mm Teilflächenlast q2 in kN/m² Teilflächenlast Teilflächenfaktor ap
1 0,75 1,50 1,00
2 1,50 1,50 1,00
3 2,00 1,50 1,00
4 3,00 3,00 1,00 5,00 0,4
5 4,50 3,00 1,00 7,50 0,4
6 6,00 3,00 1,00 10,00 0,5

Lastenklassen und ihre Anwendungsbereiche

  • Klasse 1: Inspektionsarbeiten
  • Klasse 2: Arbeiten, die kein Lagern von Baustoffen erfordern
  • Klasse 3: Arbeiten, die ein Lagern von kleinen Baustoffen oder leichten Materialen erfordern
  • Klasse 4-6: Arbeiten mit Lagerung und Transport schwerer Baustoffe

Weitere Informationen zu DIN und Gerüstnormen

Quellen:
¹ Berufsgenossenschaft Haus und Metall; https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Fachinformationen/Bauarbeiten/bauinfo3.pdf