Layher plant neues Fertigungswerk
Geplante Investition zur Erweiterung der Produktionskapazität
ABZ: Herr Behrbohm, Baubranche und Herstellerindustrie erfreuen sich derzeit gemeinsam einer anhaltend positiven Konjunkturentwicklung. Wie beurteilen Sie die aktuelle Geschäftslage für Ihr Unternehmen?
Behrbohm: Nach einem sehr erfreulichen Jahr 2017 für die deutsche Wirtschaft werden die Wachstumsaussichten für dieses Jahr ebenfalls sehr positiv eingeschätzt. Die Kapazitäten sind gut ausgelastet, die Beschäftigung steigt weiter. Dies hat auch positive Auswirkungen auf die Baubranche, denn die gute Lage am Arbeitsmarkt und steigende Einkommen kurbeln den privaten Konsum an und sorgen für eine anhaltende Neubautätigkeit im Wohnungsbau – derzeit einer der Hauptmotoren im Baugewerbe.
Beck: Gleichzeitig wirkt sich die gute Konjunktur positiv auf die Bereiche Sanierung und Renovierung sowie den Wirtschaftsbau aus. Aber auch die teilweise dringend notwendigen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur geben deutliche Impulse. Dementsprechend gut war und ist die Auftragslage im Gerüstbau – egal ob im Industriegerüstbau oder bei Neubau und Sanierung. Und die Tendenz ist weiterhin erfreulich: Bereits jetzt sind die Auftragsbücher unserer Kunden bis ins zweite Quartal 2018 hinein teilweise gut gefüllt.
ABZ: Die gute Auftragslage strapaziert bei vielen Herstellerbetrieben die Fertigungskapazitäten. Müssen sich auch Ihre Kunden aktuell auf längere Lieferzeiten einstellen?
Behrbohm: Für unsere Kunden stellen die Lieferbereitschaft und die Qualität der Layher Produkte und Prozesse eine zentrale Anforderung dar. Um dies sicherstellen zu können, verfolgt Layher eine langfristig angelegte Investitionspolitik – mit dem Ziel, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und mit einer hochautomatisierten und durchgängig kontrollierten Fertigung den Layher Qualitätsstandard sicherzustellen. Wir investieren deshalb kontinuierlich in Maschinen und Anlagen sowie in eine vorausschauende Erweiterung bzw. Optimierung des bereits erschlossenen Betriebsgeländes. In den vergangenen Jahren konnten wir u. a. durch den Bau einer zweiten Feuerverzinkerei und die Modernisierung unserer ersten Anlage aus dem Jahr 1970 die Verzinkungskapazität mehr als vervierfachen. All diese Maßnahmen haben zu einer sehr deutlichen Steigerung der Produktionsmenge geführt – doch reichen diese Mehrmengen und die getroffenen Maßnahmen und Anstrengungen nicht aus, in diesem Jahr der erneut gestiegenen Nachfrage nachzukommen und unseren Kunden in gewohnter Weise unsere Gerüste kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Wir haben bereits jetzt einen Auftragsbestand zu verzeichnen, der die Produktionskapazität auf längere Zeit auslastet. Das bedeuetet unausweichlich, dass es für viele Artikel zu längeren Lieferzeiten kommt. Für das Verständnis und das Vertrauen unserer Kunden sowie die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.
ABZ: Sind weitere Ausbaumaßnahmen geplant bzw. bereits in der Umsetzung?
Behrbohm: Wir haben unseren Stammsitz in Eibensbach sowie unser Werk 2 im benachbarten Güglingen kürzlich um 8000 bzw. 6000 m² Hallenfläche erweitert und damit Platz für zusätzliche Robotertechnik geschaffen. Um auf die weiter steigende Nachfrage reagieren zu können, wird die Produktion auch in Zukunft kontinuierlich ausgebaut werden müssen. Dies ist auf dem vorhandenen Betriebsgelände nicht mehr möglich. Deshalb werden bei Layher derzeit verschiedene Standorte für ein drittes Werk inkl. Feuerverzinkerei mit 10 ha Fläche und bis zu 250 Arbeitsplätzen im Endausbau geprüft. Unsere erste Priorität liegt dabei weiterhin auf dem Standort Zabergäu – trotz Nachteilen bei Investitions- und Lohnkosten in Deutschland. Neben der Verbundenheit des Familienunternehmens Layher mit der Region können wir hier nicht nur von Synergieeffekten profitieren, sondern arbeiten am Standort auch mit hochqualifizierten und erfahrenen Mitarbeitern. Mit einem dritten Fertigungswerk investieren wir übrigens ganz bewusst in die Erweiterung unserer Fertigungskapazitäten und nicht etwa in Gerüstbaudienstleistung, denn das ist das Geschäft unserer Kunden. Bei Layher gilt: Wir stellen her, aber nicht hin, das möchte ich noch einmal bekräftigen.
Beck: Unser Ziel war und ist vielmehr der Erfolg unserer Kunden: Wir unterstützen durch innovative Systeme, mit denen Gerüstbauer ihre Leistung steigern und ihren Kunden dank passender Ergänzungsbauteile neue Lösungen anbieten und neue Kundengruppen und Märkte für sich erschließen können. Nehmen Sie die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten auf Baustellen. Neben dem klassischen Fassadengerüst sind auch Trag- und Bewehrungsgerüste, Überbrückungen und Treppentürme möglich. Hier versuchen wir durch gezielte Aufklärungsarbeit die Zusammenarbeit von Bauunternehmen mit unseren spezialisierten und hochprofessionellen Gerüstbaukunden zu fördern. Und wir stehen nicht zuletzt für ein Mehr an Service. Dazu gehören nicht nur eine umfangreiche Technische Dokumentation inklusive detaillierter Aufbau- und Verwendungsanleitungen und erklärender Produktvideos, sondern auch Anwendungsberatung sowie Ausführungsplanung und Projektbegleitung, die Unterstützung vor Ort durch unsere Richtmeister, unser Schulungs- und Seminarprogramm sowie unsere bundesweit stattfindenden Stammtische. Layher Spezialisten sowie externe Referenten vermitteln hier durch individuell zusammengestellte Fachvorträge technische und betriebswirtschaftliche Grundlagen.
ABZ: Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf Ihr Geschäft und das Geschäft Ihrer Kunden aus?
Behrbohm: Angesichts der guten Konjunktur gewinnt auch der Facharbeitermangel deutlich an Fahrt. Unserer Erfahrung nach spielt hier das Thema Aus- und Weiterbildung eine wichtige Rolle. Die Nachwuchsförderung hat bei der Firma Layher deshalb schon seit jeher eine hohe Bedeutung. Um unsere führende Rolle bei der Herstellung von Systemgerüsten und temporären Systemlösungen zu sichern und stetig auszubauen, bildet Layher jedes Jahr junge Menschen für den kaufmännischen, technischen, gewerblichen und EDV-Bereich aus – inzwischen in insgesamt 15 Ausbildungsberufen und Dualen Studiengängen. Wir schaffen es aber auch, offene Stellen mit gut qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen. Nehmen Sie unser Technisches Büro, wo Bauingenieure entweder an Produktentwicklungen arbeiten – ein sehr kreativer Prozess – oder die vielfältigen Projekte unserer Kunden mitbetreuen.
Beck: Im Handwerk und speziell im Gerüstbauhandwerk sieht die Situation leider anders aus. Dem merklich gestiegenen Auftragsvolumen steht zum einen ein spürbarer Mangel an Fachkräften gegenüber. Zum anderen gibt es im Gerüstbau viele offene Lehrstellen. Kaufmännische, soziale oder medizinische Berufe erscheinen Jugendlichen oftmals attraktiver als eine Ausbildung zum Gerüstbauer, obwohl der Gerüstbau mit abwechslungsreichen Aufgaben, vielfältigen Einsatzgebieten und Weiterbildungsmöglichkeiten punktet.
ABZ: Wie reagiert Layher auf dieses Problem?
Beck: Die aktuelle Situation führt immer mehr zu vertauschten Rollen: Nicht mehr die künftigen Arbeitnehmer müssen sich bewerben, sondern die Unternehmen. Leider ist aber immer noch kaum bekannt, dass der Gerüstbau als Vollhandwerk eingetragen sowie ein anerkannter Ausbildungsberuf ist. Gemeinsames Ziel sollte es sein, durch eine bundesweite Werbeaktion die Attraktivität des Gerüstbauerberufs fest in den Köpfen zu verankern: bei Kindern und Jugendlichen – aber auch bei Eltern, Lehrern und Arbeitsämtern. Hier bewegt sich jedoch derzeit einiges. Es gibt erste Gerüstbaufirmen, die durch selbst initiierte Aktionen wie lokale Ausbildungsmessen eine Leuchtturmfunktion für die Branche übernehmen. Auch der Bundesverband arbeitet intensiv an diesem Thema. Gerne möchten wir dies zum Anlass nehmen, um Bundesverband und Bundesinnung Gerüstbau zum 70-jährigen bzw. 20-jährigen Jubiläum herzlich zu gratulieren. Selbstverständlich wollen aber auch wir unsere Kunden unterstützen. Deshalb haben wir eine Imagekampagne für den Lehrberuf Gerüstbauer entworfen – mit zielgruppengerecht gestalteten Anzeigen, Flyern und Postern sowie Werbeplanen. Damit geben wir Gerüstbauunternehmern die Möglichkeit, einfach und schnell professionelle Werbung für die Ausbildung im eigenen Betrieb zu machen.Behrbohm: Dies ist ein erster wichtiger Schritt. Wir bei Layher sehen aber noch weitere Ansatzpunkte, die wir konsequent verfolgen: Steigerung der Leistung und Steigerung der Lebensarbeitszeit im Gerüstbau. Fehlen Fach- und Nachwuchskräfte bei gleichzeitig gestiegener Nachfrage nach Gerüsten, wird es für Gerüstbauunternehmen auch immer wichtiger, Systeme einzusetzen, mit denen sich die Leistung und Effizienz im Gerüstbau steigern lassen. Hier setzt unsere Philosophie Layher Lightweight an. Durch die Entwicklung leichterer und zugleich tragfähigerer Gerüstbauteile können unsere Kunden sowohl die Auf- und Abbauleistung deutlich steigern als auch Transportkapazitäten besser ausnützen. Wirtschaftlichkeit und Sicherheit sind dabei für uns kein Widerspruch. Im Gegenteil, es ist das, was uns antreibt. Nehmen Sie die neue Lightweight-Variante unseres bewährten AllroundGerüsts. Durch die selbstsichernde Keilschloss-Verbindung AutoLock-Funktion können Gerüstersteller Riegel als vertikale Bauteile von der sicheren Lage aus montieren und sparen sogar noch einen Arbeitsgang ein. Für eine verbesserte Ergonomie ist ebenfalls gesorgt.
ABZ: Können Sie das näher erläutern?
Behrbohm: Der Einsatz von höherfesten Stählen hat es uns auch erlaubt, die Bauteilhöhe von Riegeln zu verringern und die Durchgangsgröße damit zu steigern, was die Ergonomie für Gerüstbauer wie Gerüstnutzer gleichermaßen erhöht. In Verbindung mit der Gewichtsreduzierung können Layher Lightweight-Produkte deshalb einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Lebensarbeitszeit im Gerüstbau zu verlängern. Laut einer Studie ist die Erwerbsunfähigkeit im Gerüstbau mit über 50 % höher als in anderen Handwerksberufen. Maßnahmen wie ergonomische Verbesserungen infolge eines besseren Handlings von Gerüstsystemen sind ein unerlässlicher Baustein zur Prävention von Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen.
ABZ: Welche weiteren Schwerpunkte gibt es aktuell in der Produktentwicklung bei Layher?
Behrbohm: Neben der Steigerung von Leistung und Sicherheit durch leichtere Bauteile steht für uns im Fokus, unsere Kunden bei gewohnten aber auch neuen Aufgabenstellungen durch ein breites Produktprogramm zu unterstützen. Ergänzend zu unseren Grundsystemen Blitz und Allround bieten wir daher passende Ausbauteile für verschiedenste Anforderungen – wie den Allround Fachwerkträger. Mit nur drei Zusatzbauteilen zum AllroundGerüst gibt es für Überbrückungen und Lastabfangungen eine noch bessere und wirtschaftlichere Lösung. Die Anwendungsvielfalt reicht von weitgespannten Arbeitsplattformen über Abfangträger, Überbrückungen bis hin zu weitgespannten Dachkonstruktionen mit Spannweiten von über 45 m für den temporären Baustellenschutz – im Hinblick auf die termingerechte Durchführung von Baumaßnahmen ebenfalls ein wichtiges Thema. Speziell für die Arbeiten an Brückenkappen haben wir mit dem neuen Aluminiumträger FlexBeam eine wirtschaftliche und vielseitig einsetzbare Lösung entwickelt, die im Vergleich zu den häufig eingesetzten Stahlgitterträgern 450 eine um rd. 40 % höhere Biegetragfähigkeit trotz geringerer Bauhöhe besitzt. So kann auch für beengte Bereiche eine Mindestdurchgangshöhe gewährleistet werden.
Beck: Im Sinne unseres integrierten Systems sind alle Neuheiten dank einheitlicher Systemmaße und entsprechender Zulassungen übrigens grundsätzlich mit bestehenden Bauteilen des Layher Produktportfolios kombinierbar. Dies gewährleistet Investitionssicherheit und Zukunftsfähigkeit. Ich möchte aber noch ein anderes Thema ansprechen, über das sich Gerüstbauer Gedanken machen sollten. Kostendruck und Fachkräftemangel erfordern es schließlich, Abläufe permanent zu hinterfragen und Einsparpotentiale zu heben. Eine Schlüsselfunktion kommt in diesem Zusammenhang dem großen Bereich der Logistik zu. Dazu zählen alle Aufgabenstellungen rund um Beschaffung, Lagerung, Transport und Umschlag auf der Baustelle. Zeiten, die sich summieren. Natürlich unterstützen wir unsere Kunden in diesem Bereich ebenfalls mit Lösungen. Zum einen lassen sich durch die Reduzierung des Bauteilgewichts Transportkapazitäten besser ausnutzen. Paletten als Transporteinheit erleichtern und beschleunigen den Be- und Entladeprozess und bringen darüber hinaus entscheidende Vorteile bei Lagerung und Transport. Mögliche Anschaffungskosten lassen sich daher schnell amortisieren. Und für den Vertikaltransport auf der Baustelle steht unseren Kunden mit dem Layher Lift 200 zudem eine speziell auf Layher Systeme zugeschnittene Lösung zur Verfügung.
ABZ: Stark diskutiert wird auch über das Thema Absturzsicherheit im Gerüstbau. Stichwort „systemintegrierte Absturzsicherungen“ – eine Diskussion aus dem vergangenen Jahr, um die es erst sehr laut, dann schnell wieder sehr leise geworden war. Alles nur heiße Luft oder wird es dazu eine Fortsetzung geben?
Beck: Bei Layher hat das Thema Sicherheit einen hohen Stellenwert. Daher haben wir die Diskussion natürlich aufmerksam verfolgt. Dabei wurde jedoch oft übersehen, dass sich die Diskussion um die damals geforderten systemintegrierten Geländer nur auf einen Teilaspekt im Gerüstbau – und zwar den Fassadengerüstbau – bezog. Viele andere Bereiche wie Flächengerüste, Hängegerüste oder Überbrückungen werden dabei nicht berücksichtigt. Ein weiterer Punkt, der nach unserem Kenntnisstand derzeit noch kaum in den Diskussionen vorkommt, ist die Forderung der Betriebssicherheitsverordnung an Arbeitgeber, dass die Arbeitsmittel sicher verwendet und dabei die Grundsätze der Ergonomie beachtet werden. Dazu gehört für Gerüstbauer die Aufnahme von Bauteilen im aufrechten Zustand – also ohne permanent in die Knie gehen oder sich bücken zu müssen – ebenso wie eine gleichmäßige Gewichtsverteilung beim Handling durch einen symmetrischen Aufbau der Gerüstbauteile. Punkte, die vermeintlich innovative Systeme nicht immer gewährleisten.
Behrbohm: Grundsätzlich muss es unserer Meinung nach das Ziel sein, Maßnahmen zu finden, welche die Sicherheit tatsächlich erhöhen und zugleich wirtschaftlich eingesetzt werden können. Es ist fraglich, ob mit der Vorgabe einer bestimmten Sicherungsmaßnahme Unfallzahlen reduziert werden könnten, denn bei allen Überlegungen darf der Faktor Mensch nicht außer Acht gelassen werden. Hält sich der Gerüstbauer auf der Baustelle nicht an die vorgegebenen Sicherungsmaßnahmen, nützen schließlich die besten Maßnahmen nichts. Für die Erhöhung des Sicherheitsniveaus ist es vielmehr entscheidend, Mitarbeiter für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren, Akzeptanz für notwendige Maßnahmen zu schaffen, regelmäßig zu schulen und zu unterweisen, aber auch zu kontrollieren – also zusammengefasst eine Sicherheitskultur im Unternehmen zu implementieren und weiterzuentwickeln. Mit unseren Technik-Seminaren sowie kundenindividuellen Schulungen möchten wir Gerüstbauunternehmer dabei unterstützen.